Hospizbewegung Varel e.V.

Ehrenamtliche

Begleiten



Wir Ehrenamtliche der Hospizbewegung begleiten Schwerstkranke und Sterbende 

 

Begleiten – was bedeutet das eigentlich? 



Betrachten wir doch mal das Begleiten in der Musik. Emma, eine junge Sängerin, hat ein Lied ausgewählt, das sie singen möchte. Sie gibt die Tonlage vor und auch das Tempo. Sie entscheidet sich auch für einen bestimmten Ausdruck. Mike, der Keyboardspieler, begleitet sie. Er passt sich an. Er spielt in Emmas Tonlage, prescht nicht voraus und hängt nicht hinterher. Das erfordert von Mike Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen. Er nimmt sich und seine Interessen zurück, um Emmas Gesang zu stützen, um sie zu begleiten. Mike nimmt Emma wahr, er spielt an ihrer Seite und er macht es gerne. Mike weiß, dass er sein Instrument beherrscht und dass er Emma nichts beweisen muss.



Übertragen wir die musikalische Begleitung auf eine Sterbesituation, dann bedeutet das, dass die Ehrenamtlichen die Situation der Sterbenden wahrnehmen und sich darauf einstellen. Sie erspüren die Bedürfnisse und respektieren sie. Sie sind präsent, begegnen den Sterbenden wertschätzend, schenken Nähe, Unterstützung und Zuwendung. Sie begegnen und erreichen die Sterbenden dort, wo sie sich gerade befinden. Und das bezieht sich sowohl auf ihre räumliche als auch ihre psychische Situation.


Meine Motivation

Drei Ehrenamtliche berichten stellvertretend für rund 50 Hospizler über ihre persönliche Motivation, sich bei der Hospizbewegung zu engagieren

Anne Grabhorn ist in einem kleinen Ort in der Wesermarsch aufgewachsen. Für sie war der Umgang mit Sterben und Tod seit früher Kindheit ganz selbstverständlich. Mit 12 Jahren hat sie gemeinsam mit ihrer Mutter ihre verstorbene Oma gewaschen und ‚schön‘ gemacht. Anne erinnert sich gerne an diese Zeit, es fühlt sich immer noch gut an, dass sie für Oma etwas tun konnte.
Wenn damals der Leichenwagen durch den Ort zum Friedhof fuhr, streuten alle Anwohner Buchsbaum und Sand, um den Verstorbenen einen guten Weg zu bereiten.
‚Hospiz‘ war für Anne lange Zeit kein Begriff. Als ihr Ehemann schwer krank wurde, hätte sie nie irgendwo angerufen, um Hilfe einzufordern. Zum Glück hat sie damals sehr viel Unterstützung und Beistand von Freunden, Nachbarn und auch von Fremden erfahren. Und das möchte sie unbedingt anderen wiedergeben. Diesen Wunsch kann Anne, seitdem sie in Varel wohnt, als ehrenamtliche Hospizbegleiterin verwirklichen.
Ihre eigene Beerdigung wünscht sich Anne zwar ganz still und leise, aber es wäre schön, wenn jemand „Der Mond ist aufgegangen“ singen würde.

Für Karin Vrey waren Sterben und Tod nie Tabuthemen. Ihre Oma hat darüber Geschichten erzählt und jedes Haustier wurde mit großer Zeremonie beerdigt. Als dann ihr Papa im Sterben lag, kamen Leute vom Hospiz, die viel Gutes getan haben.
Das hat Karin so tief beeindruckt, dass sie selbst den Vorbereitungskurs zur Sterbebegleiterin absolvierte. Und direkt danach die Ausbildung zur Kinder- und Familienbegleiterin anschloss. Seitdem ist sie in diesem Bereich für die Hospizbewegung ehrenamtlich tätig. Mit viel Engagement unterstützt Karin seit Jahren betroffene Familien gerade so, wie es gebraucht wird.
Aber warum gerade Kinder- und Familienbegleitung?
Als der Bruder ihres Patenkindes im Alter von zwei Jahren an Leukämie erkrankte, wurde ihr schnell klar, was für ein riesiges Drama diese Krankheit für die ganze Familie darstellt. Alles bricht weg, das soziale Leben ist gestört, normal ist da gar nichts mehr! Karin hat gemeinsam mit der Mutter des Kindes Lösungen gefunden und versucht ein Stück Normalität zu geben.
Der kleine Junge ist heute erwachsen. Zum Glück konnte er nach einem Jahr die Krankheit überwinden.

Erich Rühlmann 
Wenn alles in der hospizlichen Begleitung getan und gesagt worden ist, dann sind es gerade die Momente der Ruhe und Stille, die Erich besonders berühren. Wenn zwischen ihm und dem Schwerstkranken eine Verbindung entsteht, ausgelöst durch das Halten der Hände oder auch nur durch seine bloße Anwesenheit. Anfangs fiel es Erich manchmal schwer, diese Stille auszuhalten, dem Drang etwas tun zu müssen, zu widerstehen. Inzwischen empfindet er diese Momente der Nähe und Vertrautheit, in denen beide innerlich ganz zur Ruhe kommen, als zeitlos, friedvoll und erhaben.
Nach seinem Berufsleben beschloss Erich, sich ehrenamtlich zu engagieren. Aber warum entschied er sich gerade für die Hospizarbeit? Jahre zuvor war er in einem Krankenhaus einer Ordensschwester begegnet, die bescheiden und gut gelaunt von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit beim Hospiz berichtete. Bis zu dem Tag hatte sich Erich noch nicht wirklich mit den Themen Sterben und Tod beschäftigt. Nun war er so beeindruckt von dem Selbstverständnis und der positiven Energie der Ordensschwester, dass er sie zum Vorbild nahm.
Durch die ehrenamtliche Begleitung Sterbender fällt es Erich inzwischen leichter, mit der eigenen Endlichkeit umzugehen.


Gut versorgt

Um Sterbende gut versorgen zu können, müssen unterschiedliche Disziplinen Hand in Hand zusammenarbeiten. Für alle pflegerischen Aufgaben, Betreuungsangebote und Hilfe bei der Haushaltsführung gibt es ambulante Pflegedienste. Wenn eine Krankheit nicht mehr heilend therapiert werden kann, gibt es die Möglichkeit, die belastenden Symptome durch eine umsorgende Therapie der Palliativpflege und -medizin zu lindern. Und die psychosoziale und spirituelle Begleitung Sterbender übernehmen Ehrenamtliche der ambulanten Hospizbewegung.

Engagement
Schwerpunktthema der Hospizarbeit ist die Begleitung Schwerstkranker und Sterbender. Dafür besuchen alle Ehrenamtliche zuvor einen entsprechenden Vorbereitungskurs. Neben der Begleitung engagieren sich Ehrenamtliche in mehreren Trauerangeboten, in der Öffentlichkeitsarbeit, bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Festen, Erinnerungsgottesdiensten u.v.m.
Hier erfahren Sie mehr über die Inhalte des Vorbereitungskurses oder rufen Sie uns gerne im Büro an.

Supervision
Und wer begleitet uns?
In der Begleitung können Themen, Probleme oder Situationen auftreten, bei denen die Unterstützung einer qualifizierten Supervisorin oder eines Supervisors entlastend sein kann. Eine Supervision bietet somit einerseits eine Hilfestellung zur Entlastung der Ehrenamtlichen, andererseits auch eine Möglichkeit der Weiterbildung, denn jeder Teilnehmer lernt und erfährt durch die gemeinsame Besprechung der Themen auch immer etwas über Möglichkeiten, wie man selbst in ähnlichen Situationen handeln und reagieren könnte. Supervisionen unterliegen der Schweigepflicht.


Und was sollte in der Begleitung unbedingt vermieden werden? 
"Unbedingt zu meiden ist,

  • dass wir, statt präzise zuzuhören, alles schon von uns aus wissen,
  • dass wir unsere Religiosität oder Spiritualität anderen überstülpen,
  • dass wir ungeduldig sind und ganz schnell helfen oder raten wollen,
  • dass wir ungehalten werden, weil uns jemand fremd bleibt,
  • dass wir wegen eigener Betroffenheit nicht mehr konzentriert beim anderen sind,
  • dass wir Nähe versprechen, aber innerlich fast schon erschöpft sind.

Wichtig ist dagegen, dass wir merken, wenn wir überfordert sind und eine Pause brauchen."

(Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e. V. (DHPV), Broschüre: Spiritualität in der Hospizarbeit. 2017, S. 22.)
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